Boyhood

Boyhood_A4_Hauptplakat_4CJa, natürlich gehört Bob Dylans „Beyond The Horizon“ zum Soundtrack des Films. Und ja, natürlich spielt Dylans langjähriger Tourgitarrist Charlie Sexton eine Nebenrolle im Film. Aber das ist wirklich nicht der Grund, warum ich diesen Film des Regisseurs Richard Linklater so sehr schätze. Nein das hat andere Gründe.

Zuerst einmal die Geschichte und wie sie erzählt wird. Voller Empathie für die Protagonisten. Schnörkellos und gerade aus. Und trotz der jahrelangen Entwicklung wirkt die Erzählung bruchlos und nutzt keinerlei Hilfsmittel wie Jahrestafeln oder Zeigefinger-Szenen, die erklären wo wir uns auf der Zeitschiene gerade gefunden. Stattdessen ist der Zeithorizont immer zu spüren, läuft kontinuierlich mit, ist ganz selbstverständlicher Teil dieses Films über das Heranwachsen in den ersten Jahren dieses Jahrtausends. Linklater schildert mit viel Wärme die Entwicklung des jungen Mason (Ellar Coltrane) sowie dessen Mutter und Schwester.

Und dann ist der Film aber auch reinstes Americana. Denn er handelt von einer texanischen Mittelstandsfamilie, die ständig darum kämpfen muss, sich über Wasser zu halten. In der US-amerikanischen Spielart des Kapitalismus sind selbst Hochschullehrer und Staatsbeamte nicht mehr in der Lage ihr Hauseigentum zu finanzieren. Aber auch die US-amerikanischen Militäreinsätze, das Problem der Jugendkriminalität, der christliche Fundamentalismus und die Waffenverliebtheit der Amerikaner sowie die Wahlkämpfe zwischen den Demokaten Obamas und den Republikanern sind selbstverständlicher Teil der Handlung. Ebenso wie Texas und Austin, die liberale Hauptstadt des konservativen Staates mitsamt ihrer Musikszene (und hier kommt dann auch Charlie Sexton ins Spiel).

Es ist ein trotz der mehr fast drei Stunden sehr kurzweiliger Film. Es ist ein erstaunlicher, anrührender, lustiger, realistischer und optimistischer Film. Einer der gesellschaftliche Probleme nicht ausblendet, aber sich davor hütet in allzu dicken Schwarz-Weiß-Schubladen zu operieren. Kurzum: Es ist ein zutiefst menschlicher Film, der auch nochmal klar macht, wofür Amerika außer für NSA, Drohnenkrieg und einen als Kalter Kriegs-Präsident herum irrlichternden ehemaligen Hoffnungsträger auch stehen kann: Für den Willen, auch gegen unliebsame äußere Umstände zu bestehen, für Verantwortung gegenüber dem Nächsten, für eine optimistische Sichtweise der Dinge und dem Talent gute Geschichten sehr gut zu erzählen.

Boyhood ist ein Filmjuwel. Nicht mehr und nicht weniger.

 

Und hier der Filmtrailer:

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